Eine Systemische Perspektive von Beratung

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Prof. Dr. Simon Hahnzog – Die Systemische Perspektive von Beratung

 

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Prof. Dr. Simon Hahnzog – Systemische Beratung:

Die systemische Perspektive
von Beratung und Coaching

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeichnete sich das wissenschaftliche Weltbild durch eine stark mechanische Perspektive aus. Menschliche Verhaltensweisen wurden als mechanische und linear-kausale Ergebnisse von herkunftsbedingten oder lern-theoretischen Dimensionen betrachtet (Ursache → Wirkung).


Über Soziologie, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie begann in den 30er bis 50er Jahren des 20. Jhdt. ein Paradigmenwechsel hin zu einer Systemtheorie, die komplexere Zusammenhänge der Entstehung und Auswirkung menschlichen Verhaltens ermöglichte. Ausgehend von der Analyse technischer Systeme wurden „Regelkreise“ beschrieben, in welchen die Systemkomponenten in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander stehen (auch: Kybernetik 1. Ordnung). Ein technisches Standardbeispiel hierfür ist die gegenseitige Abhängigkeit von Thermostat und Heizung:

Zwischen beiden Systemkomponenten besteht eine wechselseitige Abhängigkeit:
Die Wärme der Heizung wirkt auf das Thermostat, das ab einer bestimmten Einwirkung die Heizung deaktiviert, wodurch die Wärme nachlässt und ab einem bestimmten Grenzwert wiederum das Thermostat veranlasst wird, die Heizung zu aktivieren, usw.

Zudem sind Systeme mehr oder weniger deutlich von einer Systemumwelt abzugrenzen, wobei die Systemgrenze (im Beispiel: Fenster oder Tür) variabel ist gegenüber weiteren Systemen. Komplexere Systeme als in diesem einfachen Beispiel zeichnen sich wiederum durch weitere Subsysteme aus, die sich wiederum gegenseitig nach mehr oder weniger komplexen Regeln gegenseitig bedingen. Dadurch lässt sich einer der klassischen Definitionen der systemischen Perspektive ableiten:

„A system is a set of objects together with relationships         
between the object und between their attributes.“ (Hall & Fagen 1956)

 

Die wechselseitige Beeinflussung der Bestandteile eines Systems sorgt dafür, dass sich immer wieder ein Zustand der Balance einstellt: die Homöostase. Insbesondere soziale Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass der Zustand der Homöostase aus sich selbst heraus erzeugt wird – man spricht hierbei von Autopoiese.

 

Dies bedeutet allerdings, dass im Rahmen systemischer Beratung keine Steuerung eines Systems von außen, ja wahrscheinlich nicht einmal eine Diagnose oder ein Verstehen des Systems aus der externen Perspektive, möglich ist. Vielmehr sind Berater Teil des Systems und  unter-liegen denselben konstruktivistischen Grundbedingungen (Kybernetik 2. Ordnung, vgl. Skript: Kybernetik und Beratung).

 

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